Ökostrom Siegel im Überblick

Die aktuelle Energiekrise belastet uns zunehmend, die Preise schießen in die Höhe, die Verbraucher:innen sind verunsichert. Angesichts der fortschreitenden Klimawandels machen sich viele gleichzeitig Gedanken darüber, wie nachhaltig der Strom ist, der aus ihren Steckdosen kommt. Echten Ökostrom kannst Du an unterschiedliche Siegel erkennen, die wir für dich zusammengefasst haben.

Gefühlt jeder Anbieter hat eine grüne Alternative im Angebot. Leider sind die Begriffe Ökostrom, Naturstrom oder Grünstrom sind nicht geschützt, was zur Folge hat, dass viele der „grünen“ Tarife nicht den Ausbau von erneuerbaren Energien fördern. Möglich wird der grüne Marketingtrick beim Strom dank Handel mit Herkunftsnachweisen aus dem Ausland, mit denen Stromanbieter eine festgelegte Menge Kohlestrom als Ökostrom verkaufen dürfen. Im schlimmsten Fall kommt es vor, dass der Anbieter seine Energie bei Atomkraftwerken und Kohlekraftwerken bezieht, aber ihn aufgrund der Herkunftsnachweise als Ökostrom betiteln darf.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie lässt diese Bezeichnungen für alle Angebote zu, bei denen der Strom mindestens zur Hälfte aus erneuerbaren Energien stammt. Im Anbetracht dessen, dass die meisten Treibhausgasemissionen in Deutschland von der Energieerzeugung verursacht werden, ist es wichtig, dass der Anteil vom echten grünen Strom kontinuierlich wächst.

100-prozentige Ökostromanbieter unterstützen

Laut dem Statistischen Bundesamt lag im ersten Halbjahr von 2022 der Anteil an erneuerbaren Energien am deutschen Strommix bei 48,5 Prozent. Auch wenn das im Vergleich zum gesamten Jahr 2021 einem Plus von knapp fünf Prozent entspricht, stammt der Rest des deutschen Strommixes nach wie vor aus Stein- und Braunkohle, Erdgas und Kernkraft.

Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe sollte ein seriöser Ökostromversorger belegen können, dass sein Unternehmen nicht mit Atomkonzernen verflochten ist und zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien produziert. Bundesweit am Markt tätige und unabhängige Ökostromanbieter sind beispielweise EWS Schönau, Naturstrom, Polarstern, Fair Trade Power, ProEngeno Naturmix Premium, Green Planet Energy oder Die Bürgerwerke.

Den Ausbau erneuerbarer Energien aktiv fördern

Suchst Du im Netz nach nachhaltigen Stromanbietern, wird es sehr schnell unübersichtlich. Um die richtige Wahl zu treffen, kannst Du Dich an Qualitätssiegel orientieren, die es auch für Ökostromprodukte gibt. Jedes Label hat einen transparenten Kriterienkatalog, der verrät, ob es ein Ökostromanbieter ernst meint, weil er nicht nur Ökostrom aus 100 % erneuerbaren Quellen zertifiziert, sondern ebenso garantiert, dass er auch wirklich die Energiewende fördert, indem er einen Mehrwert erzeugt.

2020 waren 57 % der Stromtarife Ökostromtarife, aber nur 14 % hatten ein Gütesiegel. Da die Zertifizierung teuer ist, gibt es einige Anbieter, die bewusst darauf verzichten. Demnach sollte ein Siegel nicht das alleinige Entscheidungskriterium zugunsten eines Stromlieferanten sein, sie sind aber eine wichtige Basis bei der Entscheidung für einen Wechsel. Einige empfehlenswerte Siegel möchten wir Dir hier vorstellen:

Grüner Strom

Grüner Strom ist das erste und zugleich strengste Ökostrom-Siegel in Deutschland. Es garantiert zu 100 Prozent Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen und schließt das Greenwashing von Atom- und Kohlestrom aus, indem die Nachweise und der bezogene Strom aus ein und derselben Quelle stammen müssen. Die Kriterien für die Vergabe des Siegels werden von dem unabhängigen GUTcert-Institut geprüft. Der dazugehörige Verein wird von sechs Umwelt- und Naturschutzverbänden unterstützt, darunter der NABU und der BUND.

ok-power

Herausgeber des ok-power Labels ist der Verein Energie Vision e. V., der vom Öko-Institut e.V. und der Hamburg Institut Research gGmbH getragen wird. Jeder Ökostrom-Anbieter, der dieses Zertifikat erhalten möchte, muss bestimmte Pflichtkriterien erfüllen. Darüber hinaus gibt es einige Wahlpflichtkriterien, die sicherstellen, dass das Ökostromprodukt einen zusätzlichen Beitrag zur Energiewende leistet. Dazu gehört z.B. die Förderung innovativer Projekte oder die Beschaffung aus zusätzlichen Neuanlagen. Es ist ebenfalls vorteilhaft, wenn der Anbieter Maßnahmen unterstützt, die außerhalb der Stromerzeugung liegen, wie z.B.  die Entwicklung neuer Speichertechnologien.

TÜV Süd

Der TÜV Süd bietet gleich zwei verschiedene Energielabels. Während das EE01-Siegel auf den Neubau vieler Anlagen setzt und garantiert, dass mindestens 30 Prozent der Liefermenge aus neuen Kraftwerken stammt, stellt das EE02-Zertifikat sicher, dass regenerative Energien vielseitig gefördert werden. Auch muss stets soviel Ökostrom bereitgestellt werden, wie Kund*innen verbrauchen.

TÜV Nord

So wie bei allen anderen hier vorgestellten Ökostrom-Siegel ist auch beim TÜV-Nord der Bezug von 100 Prozent Ökostrom Grundvoraussetzung für das Label „Geprüfter Ökostrom“. Hier muss entweder ein Drittel des Stroms aus Anlagen stammen, die maximal 6 Jahre alt sind oder in den Ausbau derartiger Anlagen investiert werden. Es wird auch sichergestellt, dass von der Beschaffung bis zur Lieferung an den Verbraucher ein nachvollziehbares Bilanzierungsverfahren existiert.

Fazit

Mit dem Wechsel zu einem Ökostromanbieter sendest Du nicht nur ein wichtiges politisches Signal zugunsten der erneuerbaren Energien – als Privatperson hast Du sehr viel Impact, um das Klima kontinuierlich zu schützen. Der Wechsel geht in der Regel einfach und schnell: Sobald Du einen neuen Vertrag abgeschlossen hast, kümmert sich der neue Anbieter um die Kündigung u.v.m. Wenn das keine guten Gründe sind, drei Minuten darin zu investieren!

Unsere Tipps:

  • Maximilian Gege (Hrsg.): „Energiesparen leicht gemacht: Von Heizen bis Stromsparen: Über 100 überraschende Alltagstipps“, oekom Verlag, 2022
  • Jeremy Rifkin: „Der globale Green New Deal. Warum die fossil befeuerte Zivilisation um 2028 kollabiert“, Campus Verlag, 2019
  • Gute Ökostrom Vergleichsportale: Robin Wood Ökostromreport bzw. Öko-Test