Purpose-Unternehmen in der Bio-Branche

Die Energie- und Klimakrise sorgt nicht nur für Gesprächsstoff, sie wird sich mittelfristig auch auf die Arbeitswelt auswirken. Umso wichtiger ist es, für sich zu entscheiden, für welchen Arbeitgeber man tätig sein möchte.

Bei Veränderungen im Berufsleben gilt es, sich nicht von Unsicherheit treiben zu lassen. Dass Angst ein schlechter Ratgeber ist, gilt für die meisten Lebensbereiche, besonders aber bei der Jobsuche. Es gibt wenig Schlimmeres, als sich mit einem Job abzufinden, der einem nicht guttut, nur weil man sich nicht traut, einen Wechsel zu wagen. Bei der Biojobbörse ist es unsere Priorität, besonders achtsam mit der Auswahl der Unternehmen zu sein, die bei uns inserieren. Wenn Du bereits zu uns gefunden hast, dann nehmen wir stark an, dass du eine Beschäftigung abseits der klassischen Wirtschaft finden möchtest. Das freut uns sehr und wir möchten Dich dabei nach Herzenskräften unterstützen. Unser Ziel bei der Biojobbörse ist es nämlich, Menschen, die sinnvolle Arbeit leisten möchten, erfüllende Jobs anzubieten.

Wo willst Du hin, was treibt Dich an?

Bevor Du jedoch durch unsere aktuellen Stellenanzeigen in der Bio-Branche scrollst bzw. Deine Bewerbungsunterlagen fertigstellst, ist es sinnvoll, erstmal einen Schritt zurückzugehen und Deine berufliche Veränderung ganzheitlich zu betrachten, indem du vorab für Dich einige Fragen klärst. Diese werden Dir dann bei der weiteren Suche nach deinem Traumjob als Kompass dienen und helfen, bei Deiner neuen Ausrichtung wichtige Entscheidungen zu treffen.

Du kannst diese Fragen entweder für Dich allein in einem Self-Coaching beantworten, oder Dir eine*n Sparringpartner*in suchen – das hängt ganz von Deinem Typ ab. Wir garantieren Dir, dass beides viel Spaß machen kann.

Diese Ansätze sind nur eine grobe Richtlinie, lass Deinen Gedanken freien Lauf:

  • Erscheint Dir deine aktuelle Tätigkeit sinnlos? Erfüllt sie Dich und wenn nicht, warum?
  • Was ist Dir bei einer Beschäftigung besonders wichtig und was hat deine Karriere bisher angetrieben?
  • Welche verborgenen Talente und Leidenschaften sollen in Zukunft bei Deiner Arbeit stärker zum Tragen kommen?
  • Wie funktioniert die Bio-Branche und welche Arbeitsbedingungen erwarten Dich dort?
  • Welche Jobs in den Bereichen Bio und Nachhaltigkeit kommen für Dich in Frage? Für welche Art von Arbeitgebern ist Dein Profil besonders interessant?

Wir haben schon darüber berichtet, wie eine erfolgversprechende Bewerbung bei einem Bio-Unternehmen aussehen könnte und was Du dabei grundsätzlich beachten solltest. Diesmal legen wir den Fokus auf eine ganz spezielle Art von Arbeitgebern – die Purpose-Unternehmen, weil sich immer mehr nachhaltige Organisationen für diese besondere Form von Unternehmertum entscheiden.

Wie die meisten Unternehmen in der Bio-Branche stellen diese Arbeitgeber nicht die Gewinnmaximierung in den Vordergrund, sondern die Lösung ökologischer und sozialer Herausforderungen. Sie gehen sogar einen Schritt weiter und sorgen dafür, dass sie langfristig ihren Zweck und ihre Werte verfolgen können und von äußeren Stakeholdern unabhängig sind. Wie können sie das erreichen? Indem sie sich selbst gehören und nicht mehr verkauft werden können.

Prinzipien der Purpose-Unternehmen

Damit das möglich ist, ist eine spezielle Eigentumsstruktur notwendig – die des Verantwortungseigentums. Dieses baut auf zwei Prinzipien: Sinn und Selbstbestimmung. Das bedeutet zum einem, dass der Gewinn wieder ins Unternehmen fließt, um sein Fortbestehen zu sichern. Vor allem aber darf kein Kapital zur privaten Profitmaximierung abfließen. Zum anderen dürfen Entscheidungen nur von Mitarbeiter*innen getroffen werden, weil nur diese das Unternehmen wirklich gut kennen. Es kann also nicht passieren, dass eine Konzernführung, Aktionär*innen Investor*innen oder gar Spekulant*innen durch finanzielle Interessen von außen die Richtung bestimmen.

Für die Eigentümer*innen bedeutet das, dass sie Stimm- und Teilhaberechte haben, am Gewinn jedoch nicht teilhaben. Dieser wird nicht an Anteilseigner*innen ausgezahlt, sondern verbleibt im Unternehmen und kann investiert werden. Gleichzeitig bleibt der Unternehmenszweck oberste Priorität. Man ist also  Eigentümer*in auf Zeit, also nur solange man im Unternehmen ist, agiert als Treuhänder*in, hat jedoch keinen Zugriff aufs Vermögen.

Während der Anteil von Unternehmen in Verantwortungseigentum in Dänemark bei 60 Prozent liegt, gibt es in Deutschland derzeit nur rund 200. Die Tendenz ist jedoch steigend. Dass wir hierzulande bei der Förderung gemeinwohlorientierter Unternehmen so erstaunlich weit zurückliegen, könnte man damit erklären, dass die Rahmenbedingungen sehr komplex sind und viel Verbesserungspotenzial haben.

Purpose-Pioniere

Zu den Purpose-Unternehmen in Deutschland zählen derzeit etwa Alnatura, Märkisches Landbrot, Voelkel, Arche Naturprodukte, Sonett, Ecosia.org, Soulbottles, Waschbär und neuerdings auch der nachhaltige Mobilfunkanbieter WEtell.

Eine Möglichkeit, Purpose-Unternehmen zu werden, ist, die Organisation in eine gemeinnützige Stiftung umzuwandeln. Bei Voelkel werden beispielsweise 90 Prozent des Gewinns in das Unternehmen reinvestiert, zehn Prozent fließen hingegen in eine gemeinnützige Stiftung. Die Eigentümer*innen können so gewährleisten, dass Dinge langfristig Bestand haben und sind keinen Außenstehenden Rechenschaft schuldig.

Womöglich ist das die Zukunft unserer Wirtschaft oder sogar eine Voraussetzung, um diese zu transformieren. Auf alle Fälle ist das „shareholder value only“ aber ein faires und nachhaltiges Werkzeug dafür.

Unser Doku-Tipp:

arte re: „Mehr Sinn statt Gier – Kapitalismus neu gedacht“ https://www.youtube.com/watch?v=0zNYTNiXoVs